Die Kontraste in diesem Land erfordern von mir als Europäer, sich nicht in schnellen Urteilen zu verfangen, die Gegensätze auszuhalten und dem Schönen einen größeren Raum zu geben als dem Negativen.
In einem kleinen Dorf in Kerala betrete ich einen hinduistischen Tempel. Ich spüre die tiefe Spiritualität dieses Ortes und der Menschen, die dort hinkommen. Das kenne ich nicht aus deutschen Kirchen, Ausnahme sind für mich vielleicht Kirchenkonzerte mit Musik von Bach.
Ich bin abgestoßen von dem Dreck, der sich an vielen Stellen anhäuft und viele Inder nicht zu stören scheint.
Jeden Tag sehe ich junge Frauen in farbenfrohen, anschmiegsamen Saris. Und immer wieder ein Lächeln, das direkt aus dem Herzen kommt.
In der Stadt Jaipur haben wir einmal das Gefühl durch ein Kriegsgebiet zu fahren, so zerstört scheint alles in dieser Straße.
Das Essen ist tief verwurzelt in der indischen Kultur und Geschichte. Viele Inder sind Vegetarier und trinken keinen Alkohol. In meinem Mund explodieren die Gewürze, die häufig aus Kerala kommen. Trotzdem werde ich einmal krank und habe Durchfall. Auch brennen meine Lippen. Erst zuhause werde ich wieder gesund.
Ich sehe, wie Hindus, Moslems und Christen nebeneinander in ihren Traditionen leben und erlebe eine größere gelebte Vielfalt als ich sie aus Deutschland kenne, auch wenn mir natürlich viele Konflikte verborgen bleiben.
Unser Fahrer übernachtet in seinem Auto und ich im Hotel. Was für eine Ungerechtigkeit.
Die Familie spielt eine große Rolle in Indien. Immer wieder erleben wir mehrere Generationen, die Zeit miteinander verbringen. Die Familie gibt den Rahmen und den Schutz. Sie wird aber auch einengen und dem einzelnen weniger Freiheit geben als wir das in Europa kennen. Besonders Frauen haben es in diesen Strukturen sehr schwer.
Gefühlt haben alle Inder ein Handy. Ein eigenes Auto die wenigsten.